Was Eltern wissen sollten – und wie Sie das Gehör Ihres Kindes wirksam schützen können

 

Kinder lieben Spielzeug, das blinkt, spricht, Musik spielt oder spannende Geräusche macht. Das ist auch gut so – denn Geräusche fördern die Wahrnehmung, die Neugier und oft auch die Sprachentwicklung. Doch was viele Eltern nicht wissen: Manche Spielsachen sind so laut, dass sie dem empfindlichen Kindergehör ernsthaft schaden können. In diesem Beitrag erfährst du, welche Risiken wirklich bestehen, welche Spielzeuge als besonders laut gelten, und wie du dein Kind sinnvoll schützen kannst, ohne auf Spielspaß zu verzichten.

 

Warum Kinderohren besonders schützenswert sind

Das Gehör von Kindern ist deutlich empfindlicher als das von Erwachsenen. Zum einen, weil der Gehörgang kürzer ist – Schallwellen treffen also direkter auf das Trommelfell. Zum anderen, weil sich das Hörsystem noch in der Entwicklung befindet. Schäden, die in der Kindheit entstehen, können dauerhaft bleiben.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt die Schwelle zur Gehörschädigung bei dauerhafter Einwirkung ab 85 Dezibel (dB). Viele Kinderspielzeuge überschreiten diesen Wert – und zwar teilweise deutlich.

 

Wie laut ist Spielzeug wirklich?

Unabhängige Tests von Verbraucherorganisationen und Hörgeräteakustikern haben gezeigt:
Einige Spielsachen überschreiten problemlos die 90 dB-Marke – manche sogar 100 dB, wenn sie direkt ans Ohr gehalten werden.

Hier ein paar Beispiele aus Testreihen:

Spielzeug Geräuschpegel (ca.) Bewertung
Elektronisches Polizei-Motorrad 100 dB Sehr kritisch
Sprechende Lernspieltafel 90–95 dB Kritisch
Kinder-Keyboard mit Lautsprecher 87 dB Grenzwertig
Quietschente 110 dB (direkt am Ohr) Gefährlich
Rassel mit eingebautem Pieper 95 dB Kritisch

Besonders problematisch wird es, wenn das Spielzeug nah am Ohr verwendet wird – z. B. durch Neugier oder weil das Kind noch nicht gelernt hat, Entfernungen einzuschätzen. Ein Geräusch, das bei 90 dB aus 30 cm Entfernung harmlos erscheint, erreicht bei direkter Nähe zum Ohr schnell gefährliche Werte.

 

Was sagen Normen und Richtlinien?

Die Spielzeugrichtlinie der EU legt bestimmte Grenzwerte für Lärmpegel fest. Diese gelten für die meisten elektronischen Spielzeuge, sind jedoch oft zu großzügig angesetzt, da sie von einem Gebrauch in gewissem Abstand ausgehen.

Die Norm EN 71-1 beschreibt Grenzwerte, doch der Gesetzgeber prüft oft nur bei bestimmten Produktarten. Viele Spielzeuge, gerade aus Online-Shops oder Nicht-EU-Ländern, werden nicht ausreichend kontrolliert.

Eltern sollten sich also nicht auf Prüfzeichen allein verlassen, sondern selbst genauer hinsehen (und -hören).

 

Wie erkennt man potenziell gefährliches Spielzeug?

Hier einige Warnsignale, bei denen du wachsam werden solltest:

  • Das Spielzeug macht laute Geräusche direkt nach dem Einschalten.
  • Dein Kind hält es regelmäßig dicht ans Ohr.
  • Es hat integrierte Lautsprecher ohne Lautstärkeregler.
  • Die Töne sind schrill, hochfrequent oder dauern sehr lange an.
  • Es wirkt billig verarbeitet oder stammt von unbekannten Herstellern.

Auch Erfahrungsberichte in Onlineshops und Bewertungen anderer Eltern können wichtige Hinweise liefern.

 

Was können Eltern tun?

Es gibt eine Reihe einfacher und effektiver Maßnahmen, um das Gehör deines Kindes zu schützen:

1. Vor dem Kauf den Lärmpegel prüfen

  • Wenn möglich: im Geschäft ausprobieren – auch wenn das Spielzeug verpackt ist.
  • Alternativ: Testberichte oder dezibelbasierte Produktbewertungen online recherchieren.

2. Lautsprecher abkleben oder dämpfen

  • Ein kleiner Aufkleber oder etwas Stoff über dem Lautsprecher kann den Schallpegel um 10–15 dB reduzieren.
  • Wichtig: Darauf achten, dass das Kind den Aufkleber nicht verschlucken kann.

3. Batterien entfernen oder Lautstärkeregler nutzen

  • Bei zu lauten Spielzeugen kannst du vorübergehend die Batterien entnehmen.
  • Manche Geräte haben einen versteckten Lautstärkeschalter – unbedingt nutzen!

4. Auf akustische Reize gezielt verzichten

  • Nicht jedes Spielzeug muss sprechen oder Musik machen.
  • Oft sind analoge Spielzeuge (z. B. Bauklötze, Bücher, Puppen) pädagogisch wertvoller – und komplett lautlos.

5. Dein Kind sensibilisieren

  • Erkläre altersgerecht, warum Lärm gefährlich sein kann.
  • Zeige, wie man Spielzeug sicher verwendet („nicht ans Ohr halten“).

 

Spielzeug muss nicht laut sein, um zu fördern

Viele Eltern kaufen lautes Spielzeug, weil sie denken, dass es die Sinne besonders stark anregt. Dabei zeigt die Forschung: Reizüberflutung ist kontraproduktiv. Kinder lernen besser in einer ruhigen, strukturierten Umgebung. Spielzeuge, die Kreativität, motorische Fähigkeiten oder soziale Interaktion fördern, brauchen keine Soundeffekte.

 

Auch digitale Spielsachen können zu laut sein

Tablets, Smartphones und Konsolen mit Inhalten für Kinder – etwa Lernvideos oder Spiele – können ebenfalls zu laut eingestellt sein. Besonders bei Kopfhörern ist Vorsicht geboten:

Tipp: Nutze spezielle Kinderkopfhörer mit Lautstärkebegrenzung auf 85 dB. Diese schützen zuverlässig – auch wenn das Kind selbst die Lautstärke am Gerät hochstellt.

 

Fazit: Hinhören lohnt sich – für die Zukunft deines Kindes

Spielzeug darf Spaß machen – und Geräusche gehören dazu. Doch wenn Spielzeuge zu laut sind, droht ein Risiko, das viele unterschätzen: Dauerhafte Hörschäden schon im Kindesalter. Eltern sollten beim Kauf und im Alltag gut hinhören und hinschauen, um das empfindliche Gehör ihrer Kinder zu schützen.

Denn gutes Spielzeug muss nicht laut sein, um Eindruck zu hinterlassen – sondern durchdacht, kreativ und altersgerecht.