Bohrer, Absauggeräte, Ultraschall-Scaler – moderne Zahnmedizin ist effizient, aber auch laut. Gerade bei längeren Eingriffen wie Weisheitszahn-OPs, Implantationen oder Wurzelbehandlungen ist die Lärmbelastung erheblich. Doch kaum jemand denkt dabei an das Gehör.

In diesem Artikel erfahren Sie, warum der Zahnarztstuhl zur Lärmzone werden kann, welche Risiken das mit sich bringt und wie Gehörschutz während Zahnbehandlungen helfen kann – ganz besonders bei Kindern und empfindlichen Personen.

 

Warum ist es beim Zahnarzt eigentlich so laut?

Der typische Zahnarzt-Bohrer erreicht Lautstärken von 80 bis 100 Dezibel – vergleichbar mit einem Presslufthammer oder einem lauten Staubsauger direkt am Ohr. Ultraschallgeräte und Absaugvorrichtungen tragen ebenfalls zur Lärmkulisse bei. Für kurze Routineuntersuchungen ist das zwar unangenehm, aber meist unbedenklich. Bei längeren Eingriffen über 30 Minuten steigt jedoch das Risiko einer Hörbelastung.

Zahnärztliche Geräte erzeugen hohe Frequenzen, die besonders tief ins Innenohr eindringen. Studien zeigen, dass besonders der Bohrer und Ultraschallscaler potenziell schädlich sein können – vor allem bei direkter Nähe zum Ohr und längerer Dauer.

 

Wer ist besonders betroffen?

1. Kinder und Jugendliche

Kinder haben ein empfindlicheres Gehör und eine geringere Toleranz gegenüber Reizüberflutung. Ein einstündiger Eingriff mit Hochfrequenzlärm kann nicht nur stressen, sondern das Gehör auch langfristig beeinträchtigen. Zudem ist der Angstfaktor bei Kindern höher – der Lärm verstärkt die negative Erfahrung zusätzlich.

2. Menschen mit Tinnitus oder Hyperakusis

Wer ohnehin empfindlich auf Geräusche reagiert oder unter Tinnitus leidet, erlebt zahnärztliche Behandlungen oft als Qual. Der Lärm kann Beschwerden verschlimmern oder gar neue Ohrgeräusche triggern. Gehörschutz kann hier helfen, Reize zu dämpfen und Stress zu vermeiden.

3. Hochsensible Personen

Auch ohne diagnostizierte Hörprobleme gibt es Menschen, die besonders empfindlich auf akustische Reize reagieren. Für sie kann ein Zahnarztbesuch extrem unangenehm sein – vor allem, wenn keine Maßnahmen zur Lärmreduktion getroffen werden.

 

Welche Arten von Gehörschutz eignen sich beim Zahnarzt?

1. Spezielle In-Ear-Gehörschutzlösungen

Für Zahnbehandlungen eignen sich besonders weiche In-Ear-Stöpsel, die den Schallpegel deutlich reduzieren, aber Gespräche mit dem Zahnarzt nicht komplett ausblenden. Empfehlenswert sind:

  • SonicShop silentics®: flexible Gehörschutzstöpsel für medizinische Anwendungen
  • Alpine SleepSoft: besonders komfortabel, auch für liegende Behandlungen
  • Decibullz Custom Molded: individuell formbar und hygienisch

2. Aktive Gehörschutz-Kopfhörer

Einige Zahnärzte bieten mittlerweile aktive Kopfhörer mit Noise Cancelling an – ähnlich wie im Flugzeug. Diese dämpfen störende Frequenzen und können auf Wunsch sogar beruhigende Musik oder Naturgeräusche einspielen.

3. Schaumstoffstöpsel (Einweg)

Als kostengünstige Option lassen sich auch klassische Schaumstoff-Ohrstöpsel verwenden. Sie sind hygienisch, dämpfen gut – aber blockieren oft auch die Kommunikation, was bei einer Zahn-OP problematisch sein kann.

 

Was sagt die Wissenschaft?

In einer 2022 veröffentlichten Studie wurde festgestellt, dass wiederholte Exposition gegenüber Bohrgeräuschen und Ultraschallgeräten zu einem temporären Hörverlust bei Dentalpersonal führen kann. Zwar sind Patienten dieser Belastung seltener ausgesetzt – aber gerade bei längeren Eingriffen ist Vorsicht geboten.

Die WHO empfiehlt, dass dauerhafte Lärmbelastung über 85 Dezibel vermieden werden sollte, insbesondere bei Kindern. Zahnärztliche Geräte liegen häufig darüber – ein Gehörschutz macht also auch aus präventiver Sicht Sinn.

 

Muss ich das mit der Zahnarztpraxis absprechen?

Ja – unbedingt! Bevor Sie Gehörschutz tragen, sollten Sie dies mit der behandelnden Zahnärztin oder dem Zahnarzt besprechen. Wichtig:

  • Der Schutz darf die Kommunikation nicht vollständig unterbrechen
  • Er muss bequem liegen, auch bei geöffnetem Mund und in Liegeposition
  • Er sollte hygienisch und desinfizierbar sein – oder als Einwegprodukt mitgebracht werden

Einige Praxen stellen mittlerweile sogar selbst Gehörschutz zur Verfügung – fragen Sie beim nächsten Termin einfach mal nach.

 

Für Eltern: Gehörschutz bei Kinderbehandlungen

Für Kinder kann der Besuch beim Zahnarzt beängstigend sein – der Lärm verstärkt das Unwohlsein oft zusätzlich. Kapselgehörschutz mit elastischem Band, wie er auch bei Konzerten oder Flugreisen verwendet wird, kann hier Wunder wirken.

Achten Sie darauf, dass:

  • der Schutz weich und flexibel ist
  • das Kind ihn vorher zu Hause ausprobieren darf
  • der Zahnarzt vorab informiert ist und das Kind trotzdem klare Anweisungen hören kann

Tipp: Lassen Sie Ihr Kind zu Hause mit dem Gehörschutz Hörbücher hören oder ein Video schauen, damit die Akzeptanz steigt.

 

Fazit: Vorsorgen statt später hören müssen

Zahnärztliche Behandlungen sind oft unangenehm – aber sie müssen nicht auch noch laut sein. Gehörschutz bei Zahnoperationen ist kein Luxus, sondern eine einfache, effektive Präventionsmaßnahme, die das Behandlungserlebnis verbessert und langfristige Hörschäden vermeiden kann.

Egal ob Sie besonders geräuschempfindlich sind, Tinnitus haben oder Ihr Kind schützen möchten – mit der richtigen Vorbereitung und Rücksprache mit der Praxis können Sie Ihren Zahnarztbesuch hörfreundlicher gestalten.

Tipp zum Schluss:
Wenn Ihre Zahnarztpraxis keine Maßnahmen anbietet – bringen Sie Ihren eigenen Gehörschutz einfach mit! Kleine, unauffällige Ohrstöpsel passen in jede Jackentasche – und können im entscheidenden Moment viel Stress ersparen.